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Zu den Roten Brigaden muss man vorausschicken, dass ihre Gründungsgruppe um Alberto Franceschini und  Renato Curcio 1974 verhaftet worden ist. Danach hat Mario Moretti die Führung übernommen. Er war einer der Organisatoren der Entführung Aldo Moros und steht dringend im Verdacht, ein Geheimdienstmann gewesen zu sein. Wer italienisch versteht, lese den interessanten Repubblica-Artikel “Curcio mi disse: sono certo che Moretti è una spia

Die Untersuchungskommission „Terrorismus und Massaker“ (1994–2000) des italienischen Senats kam zu dem Ergebnis: „Es gibt stichhaltige Indizien, dass auch die Geheimdienste bei der Entführung dabei waren.“ Diese Einschätzung deckt sich mit neueren Ermittlungsergebnissen der italienischen Justiz. In diesem Zusammenhang wurde die Vermutung geäußert, dass die Roten Brigaden instrumentalisiert worden sein könnten, und dass Moros Tod mit der sogenannten Strategie der Spannung in Verbindung stand, die die Verhinderung einer Regierungsbeteiligung der Kommunisten zum Ziel hatte.

Der US-amerikanische Terrorismusexperte Steve Pieczenik, der als Vertreter der amerikanischen Regierung den Krisenstab während der Moro-Entführung beriet, sagte dazu im Jahr 2001:

„Ich bedaure Aldo Moros Tod, aber wir mussten die Roten Brigaden instrumentalisieren, damit sie ihn töten. (…) Man könnte sagen, dass es ein kaltblütig vorbereiteter Totschlag war. (…) Moro musste sterben. Ihm das Leben zu retten ist, [ist] nie meine Mission gewesen. Als stellvertretender Staatssekretär der amerikanischen Regierung und persönlicher Berater des italienischen Innenministers war es meine Aufgabe, Italien zu stabilisieren, den Kollaps der Christdemokratischen Partei zu verhindern und dafür Sorge zu tragen, dass die Kommunisten durch die Entführung nicht die Kontrolle der Regierung gewinnen würden.“ (Quelle: Wikipedia)

Zusammengefasst hat das alles die von mir oft zitierte Journalistin Regine Igel in ihrem Aufsatz “Linksterrorismus fremdgesteuert? Die Kooperation von RAF, Roten Brigaden, CIA und KGB.”

Bitte nicht aus den Augen verlieren: Es geht um die Klärung der Frage WAS WAR DIE RAF? War sie ein nationales, bundesdeutsches Phänomen, unser guter alter Baader-Meinhof-Komplex eben, oder war sie vielleicht etwas ganz anderes: eine von Geheimdiensten unterwanderte und gesteuerte internationale Terrorgruppe, die im Rahmen einer Strategie der Spannung dafür sorgen sollte, dass linken Kräften westlich des eisernen Vorhangs kein Meter Boden abgetreten wird?

Ich habe hier einige Auszüge aus der italienischen parlamentarischen Untersuchungskommission übersetzt – zum Kommentieren bin ich leider nicht mehr gekommen, also ein ziemlicher Wust das alles, aber ich glaube, dass das Wesentliche trotzdem deutlich wird: Wir haben es mit einem internationalen Terrornetzwerk zu tun, und die Geheimdienste waren immer mit dabei. Bitte sehr:

Senato della Repubblica – Camera dei Deputati

XIII Legislatura

Doc. XXIII – N. 64 – Volume Primo – Tomo V – Parte Seconda

Commisione Parlamentare di Inchiesta sul Terrorismo in Italia e sulle cause della mancata Individuazione dei responsabili delle stragi

Senat der Republik – Abgeordnetenhaus

XIII Legislatur

Akt XXIII – nr. 64 – Erster Band – Buch V – Zweiter Teil

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss über Terrorismus in Italien und über die Anlässe der verfehlten Ermittlung gegenüber Verantwortlichen der blutigen Terrorakte

KAPITEL III

POTERE OPERAIO, BRIGATE ROSSE, 2. JUNI, RAF.

DER GROSSE SUBVERSIVE PLAN in EUROPA

[…]

S. 114 – 115

Seit 1968 fällt der Name von Giancarlo BALESTRINI (genannt Nanni) der Gegenspionage auf. Dies aufgrund der von ihm angeleiteten Kontakte mit dem Zweiten Sekretär der Kubanischen Botschaft beim Quirinale [Sitz der Presidenz der Republik Italiens Anm.d.Ü], Andres DEL RIO GONZALEZ, “verdächtiger Agent” und politischer Agitator, der am 9. Dezember 1969 abgeschoben worden war. […] Sein Name wird ausserdem erneut in einem Notizheft im Besitz eines in Deutschland verhafteten deutschen Extremisten aufgefunden.

[…]

S. 124-125

In seinem Verhörprotokoll vom 3. Dezember 1979, fügt Carlo Fioroni hinzu :

[…]

“Die Rolle dieser Gruppe [AKO – Anarchistische Kampforganisation Anm.d.Ü] als Unterstützer und wichtigster Lieferant von Waffen und Sprengstoff für die Stadtguerilla ,der extremsten Linken in ganz Europa, wird u.a. durch die Tatsache bestätigt, dass am 17.11.1974 der Soziologiestudent Walter ABBONDANZA aus Trento an einem Grenzübergang zwischen Italien und der Schweiz in der Nähe von Luino (Varese) verhaftet wurde . Er hatte 40 Minen mod. 59, mod. 49 und zwei Panzerabwehrminen mod. 60 über die Alpen transportiert, die laut späterer Feststellung im April des selben Jahres aus dem Militärdepot in Hochfelden (Zürich) entfernt worden waren. Laut der genannten Anklageschrift hatten an dem genannten Transport ausser ABBONDANZA, der Rechtsanwalt Sergio SPAZZALI, der Extremist aus Mailand Giuseppe SALVATI und Petra KRAUSE selbst kollaboriert.

Von ihrem Zürcher Stützpunkt aus hatte Petra KRAUSE auch Beziehungen zu Mitgliedern der BADER-MEINHOFF GRUPPE geknüpft, insbesondere zu Elisabeth VON DICK. Ebenso zu dem Rechtsanwalt Siegfried HAAG und Brigitte HEINRICH, dem spanischen Anarchisten Ignacio DOLÉ-SUGRANES, dem Revolutionär aus Iran Mehdi KHAN-BABA-TEHERANI, dem Tessiner Giorgio BELLINI (letzlich lief über ihn eine Untersuchung in Kairo), einem unbekannten Griechen, und vor allem zum Kopf des Europäischen operativen Netzwerkes des Palestinensischer Wiederstand Wahib MOUKARBAL, getötet am 27.6.1975 in Paris von dem bekannten Carlos. […]”

S. 134

Seit 1972 war Oreste STRANO  in Kontakt mit  VOLKER WEINGRABER Edler von Grodek, geboren am 3. Dezember 1942 in Berlin, alias Karl Heinz GOLDMANN, geboren am 10. März 1940 in Berlin, Waffenexperte, Geständiger und Spitzel des Bundesverfassungsschutzes- BfV. Aus den Akten des Innenministeriums ergibt sich über WEINGRABER folgendes: Als im Auftrag der Bundesregierung eingeschleuster Agent (Deckname Vienna) bei der Bewegung 2. Juni, nimmt er in Berlin an der Ermordung des anarchistischen Studenten Ulrich SCHMÜCKER teil (Juni 1974). Am Tag des Mordes versorgt er das Kommando Schwarzer Juni mit dem für den Hinterhalt benutzten Minibus. Er wird sogar in der Lage sein bei der Polizei die Mordwaffe abzugeben. In den darauf folgenden Jahren, zerfällt die Bewegung 2. Juni, wohl auch in Folge der Aktionen der Polizei. Der deutsche Geheimdiest trifft darauf die Entscheidung, den Agenten anderweitig einzusetzen. Am Ende des Jahres 1977 bietet sich folgende Gelegenheit: Brigitte HEINRICH (nach der Wende als Stasi-Mitarbeiterin überführt MB), aktive Unterstützerin der linken Umsturzbewegung in der Bundesrepublik, lädt WEINGRABER ein, mit ihr nach Mailand zu fahren, um ihr bei der Kontaktaufnahme mit den palästinensischen Kreisen und den Gruppen der revolutionären Linken zu helfen. Der Deutsche Geheimdienst seinerseits hielt WEINGRABER dazu an, in diesem Kontext zu überprüfen, inwiefern die Verbindungen zwischen den italienischen und deutschen Terroristen und Terroristen aus anderen Ländern eine eigentliche Bedrohung für die Bundesrepublik darstellen könnten. Vom 23. Januar 1978 bis 1. Mai 1979 lebte der Agent hauptsächlich in Mailand mit häufigen Reisen in die Schweiz und nach Deutschland.  WEINGRABERS Adresse in Mailand war Via Solari 2, wo er von Brigitte HEINRICH selbst eingeführt wurde (dasselbe Haus, in welchem auch Walter TOBAGI lebte, der, wie wir gesehen haben, von der Brigata XXVIII Marzo ermordert wurde). Während dieser Zeit erfährt der schweizerische Geheimdienst aus vertrauten Quellen, über die Planung der Entführung des schweizerischen Konsul in Mailand, oder als Alternative der Entführung eines Industriellen aus dem gleichen Land (es war die Rede von dem Besitzer von Nestlé oder einem grossen Waffenhändler), um somit die Befreiung von Gabriele KRÖCHER-TIEDEMANN, Terroristin der RAF zu erreichen, die am 20. Dezember 1977 verhaftet worden war.

[…]

S. 135

Nadia MANTOVANI wird am 1. Oktober 1978 in dem mailänder Stützpunkt in der Via Montenevoso zusammen mit Lauro AZZOLINI und Franco BONISSOLI, im Laufe der Blitzaktion der Antiterrorabteilung des Generals Carlo Alberto DALLA CHIESA, verhaftet. MANTOVANI wurde von der Strategischen Führung der BR beauftragt, die Korrespondenz (Briefe, Memoiren, Ergebnisse der Verhöre) aus dem Volksgefängnis zu untersuchen und zu analysieren, in welchem der Abgeordnete Aldo MORO während der 55 Tage seiner Entführung (16. März bis 9. Mai 1978) inhaftiert gewesen war. Es wird also vermutet, dass die von dem deutschen Agenten stammenden Informationen, dem Zusammenbruch der wichtigen BR-Zelle von Via Montenevoso vorangingen.

Dies wäre eine Bestätigung der Tatsache, dass die Tätigkeit der Mailänder Gruppe von einem Spitzenagenten (in diesem Fall WEINGRABER oder jemandem seines Netzwerkes) verfolgt und laufend überwacht wurde, einem Agenten der genau aus dem Inneren dieser Struktur heraus operierte. Man muss ausserdem hinzufügen, – wie es von dem SISDE selbst betont wurde – dass die Carabinieri einen sehr grossen Umfang an Papieren und Dokumenten in obengenanntem Stützpunkt ausfindig machen konnten, worunter  auch ein Teil der Schriften und Memoiren (fotokopiert) von Aldo MORO aufgefunden wurde. Unter anderem wurden Papiere aufgefunden, die die Verbindungen zwischen BR-Mitgliedern und Terroristen der deutschen RAF bestätigen.

[…]

S.136 – 137

Dies ist die Zeugenaussage des deutschen Agenten Volker WEINGRABER (alias Karl Heinz GOLDMANN) vor dem Untersuchungsrichter Rosario PRIORE, am 10. Oktober 1990,  im Rahmen der Untersuchungen über Abdul Kalil Hamid SABRI AL BANNA, Mitglied des palästinensischen Kommandos, das am 27. Dezember, am Flughafen Fiumicino das Büro der israelischen Fluggesellschaft El Al angriff, was den Tod von 16 Menschen forderte:

Ich wurde mit einem Spezialauftrag der deutschen Regierung, insbesondere des Berliner Verfassungsschutzes? (Servizio di Sicurezza interno di Berlino), nach Italien gesandt. Die italienischen Behörden waren darüber informiert. Ich glaube, dass der Inlandsgeheimdienst eures Landes informiert war. Mein Auftrag betraf die Kontrolle des deutschen “Verkehrs” in Mailand. Wenn ich von Verkehr rede, meine ich die Reisen und Anwesenheiten der Deutschen in Italien. Wenn ich von Deutschen rede, beziehe ich mich auf Elemente, die mit der Bewegung 2. Juni verbunden waren oder mit der RAF. […] Ich bin über eine Frau namens Brigitte HEINRICH nach Mailand gekommen, eine deutsche Intelektuelle, die Kontakte mit den Kreisen von Critica Sociale und Libri Rossi von Aldo BONOMI in Mailand hatte. Ich erinnere mich dass Libri Rossi, das Buch von HEIRICH veröffentlicht hatte. HEINRICH kannte in Mailand einen Maler, von dem sie sagte er würde zu der mailänder Autonomia Operaia gehören. Ich erinnere mich nicht an den Namen dieses Malers. Er stellte mir Aldo BONOMI vor. BONOMI hat mir einen Mann namens ZULIANI vorgestellt, der in dem gleichen Haus wie TOBAGI wohnte, in Via Solari 2. HEINRICH war eine gute Freundin von Petra KRAUSE. Zu der Zeit war KRAUSE in Italien verhaftet. Ich habe auch Oreste STRANO kennengelernt, der mir einige in der Schweiz geklaute Personalausweisse gegeben hatte. Andere Ausweise, die zu dem gleichen Vorrat gehörten, wurden in Deutschland in RAF-Stützpunkten wiedergefunden. STRANO wurde mir von BONOMI vorgestellt. Ich habe vergessen, wie er mir vorgestellt wurde. STRANO wusste, dass ich wegen Terrorismus polizeilich gesucht wurde. In diesen Kreisen wurde mir ausserdem mit grossem Stolz der Verantwortliche einer Flugzeugentführung in Griechenland gegen die Militärregierung vorgestellt. Die Personen wurden mir von Augusto ZULIANI vorgestellt, der für Critica Sociale schrieb. Der Flugzeugentführer war Italiener. Er war ein typischer Intelektueller, verheiratet mit einer Amerikanerin, die auch wie eine Intelektuelle aussah. Die Entführung passierte Anfang der Siebziger Jahre und wurde mit der Hilfe von Angehörigen der mailänder PSI organisiert.

WEINGRABER fügt hinzu, dass das Treffen mit dem italienischen Entführer in der Wohnung von Umberto GIOVINE in der Via Tunisia in Mailand stattgefunden hatte. GIOVINE war damals Leiter von Critica Sociale. Die Frau von Alberto Zuliani, Franca LATTUADA, Lehrerin und Angehörige der PSIUO, also militantes Mitglied von Lotta Continua, verliess ihren Mann und kam mit dem deutschen Agenten zusammen, mit dem sie eine landwirschaftliche Tätigkeit in Camporbiano Pietralta in der Gemeinde Gambassi Terme aufnahm. Umberto Giovine erinnerte sich im Rahmen eines Gesprächs mit dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss über Terrorismus und Terrorakte, am 15. July 1998, an gewissen Einzelheiten seiner Beziehung zu dem eingeschleusten Agenten Vienna:

Ich möchte eine weitere Bemerkung hinzufügen: Das Auftreten einer Figur wie WEINGRABER genau in der Zeit des Falls Moro, bestätigt, dass es sich um eine hoch gefährliche Lage handelte [gemeint sind die 55 Tage der Gefangenschaft des abgeordneten Aldo MORO und die Versuche eine Verhandlung mit der Führung der BR zu etablieren Anm. d. A.]. WEINGRABER, der jetzt auf Verlangen des deutschen Geheimdienstes unter Anklage steht, war ein deutscher Lockspitzel, der für Unterwanderungsaktionen in den anarchistischen Kreisen in Deutschland eingesetzt wurde und der dann in den Mord eines Anarchisten involviert war. Daraufhin wurde er unter unklaren Bedingungen nach Italien gesandt. Über seinen Einsatz in Italien musste der damalige Minister Francesco COSSIGA informiert gewesen sein. […]

Warum kam WEINGRABER nach Italien? Ist es möglich, dass ein allierter Geheimdiest einen Lockspitzel nach Italien sendet ohne den italienischen Geheimdienst zu informieren? Es ist unmöglich! Und schon kommt WEINGRABER zu mir, um nach der Möglichkeit zu fragen, eine deutsche Fassung unserer Recherchen zu entwickeln, um sich in Deutschland in den linken Kreisen glaubhaft zu machen (Heute wissen wir das, aber damals wussten wir es nicht).

[…]

S. 145 – 147

(Sergio SPAZZALI, Rechtsanwalt und ranghoher Stratege von Soccorso Rosso, schrieb für Rivoluzione Proletaria und war eine sehr bedeutende Figur für die grossen Strategien des internationalen Terrorismus.  Anm. MB.).

Schon seit 1977 übernahm SPAZZALI die Rolle des verbindenden Elements zwischen den BRIGATE ROSSE und dem deutschen Terrorismus. In Mailand traf er die Militanten der RAF Volker SPEITEL, Gabriele KRÖCHER-TIEDEMANN, Brigitte MONHAUPT und Sieglinde HOFMANN. Er war auch in Kontakt mit Susanne MORDHORST.

In einem Vermerk des SISDE vom 7. Mai 1980, wurde der damalige Innenminister Virginio ROGNONI über folgendes informiert: Der Einsatzdirektor des Leiters, Polizeidirektor Silvano RUSSOMANNO reiste nach Turin, um die Richter des Untersuchungsbüros und der Anwaltschaft der Stadt Turin (verantwortlich für die gerichtliche Untersuchung über den Rechtsanwalt SPAZZALI), darüber zu informieren, dass der bekannte Terrorist Volker SPEITEL bereit sei Erklärungen über die Gruppe Sergio SPAZZALI, Susanne MORDHORST und Sandra CASTELLI abzugeben, die protokolliert werden sollten. Die Gruppe hielt laut unseren Geheimdiensten, die Verbindungen zwischen BR und Elementen der Gruppe BAADER-MEINHOF.

S. 148 – 150:

Man muss hinzufügen, dass SISDE am 22. Mai 1982 unter anderem folgende Aspekte bezüglich des Bestehens einer kontinentalen Terrorismuszentrale in Mailand, betonte:

“Auf der Grundlage von  begründeten Indizien (elementi fondati), ist es möglich zu behaupten, dass Angehörige der deutschen Roten Armee Fraktion (RAF) sich wiederholt in Städte Nord- und Mittelitaliens begaben (Mailand und Rom), mit dem Ziel in Kontankt mit Angehörigen der BR zu kommen, um ein internationales Treffen der Untergrundbewegungen zu organisieren. Das Treffen hätte dazu führen sollen, Formen der Kooperation auf der offensiven und defensiven Ebene zu entwickeln, in Hinsicht auf gemeinsame Operationen auf europäischer Ebene. Die Kontakte mit der BR erfolgten wahrscheinlich durch einen Vertreter von Soccorso Rosso. … In diesem Zusammenhang war es ausserdem möglich das Bestehen von Verbindungen zwischen Elementen der RAF und italienischen terroristischen Organisationen, auf Grundlage von objektiven Nachprüfungen und Aussagen von Terroristen festzustellen. Insbesonderen ließen sich folgende Fakten und Gegebenheiten feststellen:

Die Terroristinnen Brigitte MONHAUPT und Sieglinde HOFMAN, im Jahr 1979 in Jugoslawien verhaftet, haben in ihren Zeugenaussagen vor Jugoslawischen Behörden zugegeben, dass sie nach Mailand gereist waren;

Die Notizen der Terroristin Gabriele KRÖCHER – TIEDEMANN (in der Schweiz inhaftiert) bezüglich einer Reise nach Italien (Rom und Mailand);

Elisabeth VON DICK, am 4. Mai 1979 in Nürnberg ermordet, befand sich im Besitz eines Personalausweisses, der in der Gemeinde Sala Comacina (Como) geklaut worden war, ähnlich wie die Personalausweisse, die in einem BR-Stützpunkt in der Via Gradioli in Rom aufgefunden worden waren;

Ein ähnlicher Personalausweis wurde im Besitz des deutschen Terroristen Rolf HEISZLER der Gruppe BADER-MEINHOF gefunden, der am 9. Juni 1979 in Frankfurt verhaftet wurde. Der Ausweis lautete auf den Namen TEODORO KATTE KLITSCHE, Rechtsanwalt aus Rom, der einige Jahren zuvor seinen Personalausweis verloren hatte, und auf  Grundlage dessen offensichtlich der gefälschte Ausweis hergestellt worden war;

Deutsche halbillegale Zeitschriften haben oft Unterlagen der BR, sowie Artikel in denen eine Analyse der BR-Tätigkeiten durchgeführt wurde oder Beiträge welche die BR-Tätigkeit unterstützten, verröffentlicht. Andererseits haben Bulletine wie Controinformazione, BR Berichte über die Aktionen der RAF und anderer ausländischer subversiver Gruppen veröffentlicht;

Auch der bekannte Patrizio PECI hat im Laufe seiner Aussagen bekannt gegeben, dass der exekutive Zweig der BR, Beziehungen mit der RAF hatte. Die genannten Beziehungen wären vor der Auffindung des Stützpunktes in der Via Montenevoso in Mailand besonders häufig gewesen. PECI hatte auch bekannt gegeben, dass der deutsche Terrorist Willy Peter STOLL (ermordet in einem chinesischen Restaurant in Deutschland), in Italien Kontakt mit Mario Moretti gehabt hätte.

Auf der Grundlage der genannten Informationen und Nachprüfungen im Rahmen der Ermittlungsuntersuchungen, so wie auf der Grundlage der Aussagen von dem bekannten Carlos, ist es möglich zu behaupten, dass in Mailand eine internationale subversive  Einsatzstelle existierte, die im Umfeld der Redaktion von Controinformazione aktiv war, und unter der Leitung der Führung des Netzwerkes von Soccorso Rosso stand. Die Einsatzstelle war  mindestens bis zum Fall des BR-Stützpunktes am 1. Oktober 1978 aktiv.  In dieser Struktur spielten Sergio SPAZZALI und Petra KRAUSE eine zentrale Rolle. Die Einsatzstelle in Mailand –  der Aussage  des Obersts Giorgio PARISI der SISDE Zentrale in Mailand folgend – wäre  sowohl von dem deutschen, als auch von dem Italienischen  Geheimdienst beobachtet worden. Die Überwachung und Infiltrierung geschah, wie wir schon gesehen haben, durch die informative Zelle von WEINGRABER.

In einer früheren Notiz des SISDE vom 3. Mai 1980, immer im Rahmen der obengenannten info-operativen Tätigkeit im mailänder Gebiet, wurde folgendes betont:

1. Im Rahmen der informativen Tätigkeit, mit dem Ziel die internationalen Verbindungen der terroristischen und subversiven Organisationen zu ermitteln und zu neutralisieren, welche das SISDE auch in Zusammenarbeit mit anderen verbündeten Diensten seit langem durchführt, hat sich gezeigt, dass unzweifelhafte Kollusionen und Kontakte zwischen BRIGATE ROSSE und Elementen der deutschen terroristischen Gruppe Rote Armee Fraktion bestehen.

2. Insbesondere ergab sich folgendes:

[…]

b) Der genannte SPEITEL, der verhaftet wurde und anfing mit dem Sicherheitsdienst und den Behörden zusammenzuarbeiten, verriet Folgendes im Verhör mit dem BKA (Bundeskriminalamt), unter dessen Schutz er zur Zeit lebt:

Bei dem Treffen mit SPAZZALI, der sich als echtes Sprachrohr der BR vorstellte, war auch Susanne MORDHORST-STASI anwesend;

SPAZZALI wurde auch von Gabriele TIEDEMANN besucht, eine der fünf Teroristinnen, die für die Entführung des Industriellen Walter Palmers aus Österreich verantwortlich waren. Sie wurde im Austausch mit Peter LORENZ wieder befreit . Am 20. Dezember 1977  verletzte sie an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz zwei schweizerische Zollbeamte mit einer Schusswaffe und wurde zusammen mit ihrem Komplizen Christian MOELLER verhaftet.

[…]

S. 157 – 160

[…]

Am 5. November 1978 wurde sie irrtümlicherweise in Genua verhaftet. […] In diesem  Zusammenhang wurde einen Notizbuch in ihrem Besitz beschlagnahmt, das nicht nur Personennamen und Bezüge zu linken italienischen Organisationen beinhaltete, sondern auch Notizen in Bezug auf folgende Länder: Bundesrepublik Deutschalnd, Frankreich, Belgien und Schweden. Der SISDE hat Identifikationsversuche, bezüglich Namen und Telefonnummern, die in dem Notizbuch von Susanne MORDHORST beinhaltet waren, durchgeführt. […]

Es folgen die Ergebnisse der Identifikationsversuche:

[…]

-Klaus CROISSANT, Rechtsanwalt, wurde zum ersten Mal am 23. Juni 1975 verhaftet. Am 12. August wurde er wieder befreit. Am 16 Juli wurde er erneut verhaftet […] und am 19 August wieder befreit. Am 27. Juni 1977 untersagte ihm das Landesgericht Stuttgart die Ausübung seines Berufes. Am 30. September 1977 wurde er in Paris verhaftet und von dort am 17. November in die BRD ausgeliefert. Er war Vetrauensverteidiger von Andreas BAADER. In seinem Anwaltsbüro arbeitete der Extremist Volker SPEITEL, der, wie wir gesehen haben, nach seiner Vehaftung anfing mit den deutschen Behörden zusammenzuarbeiten.

-Heinz FUNKE, geboren am 3. Dezember 1948 in Küllstadt, ist Rechtsanwalt und hat ein Rechtsanwaltbüro in Frankfurt. Er hatte Kontakt mit dem Büro von CROISSANT und mit dem ehemaligen Soccorso Rosso, gegenwärtig Iniziativa Russel in Wiesbaden. Er erweist sich als Verteidiger von Karl Heinz DELLWO, hochrangiger Vertreter der RAF, ehemals Mitglied des Kommandos Holger MEINS und zusammen mit Lutz TAUFER, Bernard ROESSNER, Hanna Elisa KRABBE, Siegfrid HAUSNER und Ulrich WESSEL verantwortlich am 24. April 1975 die deutsche Botschaft in Stockholm besetzt zu haben.

–  Hildegard Sybille HAAG, geboren am 22. März 1942 in Düsseldorf. Verheiratet mit dem Rechtsanwalt  Siegfried HAAG, Anführer der sogenannten Bande HAAG, die als Nachfolgeorganisation der RAF betrachtet wird. Laut der deutschen Polizeibehörden sind u.a. Knut FOLKERTS, Christian KLAR, Gunther SONNEMBERG, Sabina SCHMITZ, Waltraud BOOK, Susanne ALBRECHT, Adelheid SCHULZ und Verena BECKER Mitglieder der Bande HAAG. […] Siegfried HAAG war ausserdem Rechtsberater der  BAADER-MEINHOF Gruppe. Er hatte häufigen Kontakt nach Zürich zu der bekannten Petra KRAUSE. […]  Unter dem Decknamen Khaled, unterrichtete HAAG Fertigkeiten für die Anwendung von Sprengstoffen und Techniken im Mann gegen Mann Kampf in den Fortbildunglagern der palestinensischen Gruppe von Wadi HADDAD.  Während seiner Aufenthalte in Aden, im südlichen Teil Jemens, hatte er Gelegenheit in engen Kontakt mit Gabriele KRÖCHER-TIEDEMANN zu treten.

[…]

Aus den genannten Informationen und Daten und aus dem dichten Kontaktnetzwerk von MORDHORST, ergibt sich ihre reale Rolle und die grosse Bedeutung ihres eversiven Profils im Rahmen dieses hyper-illegalen europäischen Kreislaufs. MORDHORST war eine leibhaftige Verbindungsagentin zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, der Schweiz und Italien, mit Gipfelverbindungen zu palestinensischen Zellen und mit verbündeten, in Europa aktiven, terroristischen Organisationen aus dem Nahen Osten.

[…]

S.163 – 164

FIORONI  fügt weitere Details bezüglich des von Toni Negri anvertrauten Auftrages für die Knüpfung von Kontakten mit Angehörigen von deutschen, subversiven Gruppe hinzu:

[…].

Die deutsche Frau, die FIORONI bei Antonio BELLAVITA kennengelernt hatte und die sich mit dem Namen Ingrid vorgestellt hatte, wird am 27. Februar 1980 endgültig identifiziert; es handelt sich um Ingrid Gertrud Elisabeth SIEPMANN, wie sie auch im Fahndungsblatt International gesuchte Terroristen – Dezember 1977 aufgeführt war, welches vom BKA an Interpol gesandt wurde. FIORONI erkannte in diesem Zusammenhang eine dritte deutsche Extremistin, die er höchstwahrscheinlich in Mailand getroffen hatte. Es handelt sich um Isolde Huberta Astrid PROLL, jüngere Schwester von Thorwald PROLL, hochrangiges Mitglied der RAF, der an den Sprengstoffanschlägen gegen das Kaufhaus Schneider in Frankfurt am 2. April 1968 mit Andreas BAADER, Gudrun ENSLIN, und HORST SÖHNLEIN beteiligt war.

S. 166 – 168

[…]

(Fioroni weiterhin Anm. MB )

“Anlässlich eines Treffens mit ZAMBONI in Mailand  – fügt der Professor aus Varese hinzu –  kam er dazu, mir über die existierenden Beziehungen zwischen RAF und Agenten der DDR zu erzählen. Ich erinnere mich, dass Zambonis Meinung nach die Kontakte zwischen Angehörigen der RAF und Agenten aus Ost Deutschland durch die U-Bahn passierten, das heisst, dass die RAF Angehörigen mit der U-Bahn Stützpunkte in Ost Berlin erreichen konnten. Zamboni sagte mir, dass in Folge der Wiederannäherung von Ost und Westdeutschland die ehemaligen Anführer der RAF verhaftet worden wären.”

Was tatsächlich geschah.

Im Jahr 1972 – ein Jahr vor dem Treffen zwischen Zamboni und FIORONI – werden in Deutschland eine Reihe wichtiger Verhaftungen durchgeführt. Die Führung der RAF wird in der Tat in wenigen Wochen auseinandergenommen. Die ersten Verhaftungen geschehen am 2. Februar 1972, mit der Festnahme von Kay Werner ALLNACH, einem marxistisch-leninistischen Jurastudent aus Hamburg, der der BAADER-MEINHOF Gruppe sehr nah stand, und Margit SCHILLER einer junge Militantin von Socialist Patients Kollective (SPK). Am 2. März waren Wolfgang GRUNDMANN und Manfred GRASHOF an der Reihe, Angehörige der Gruppe BAADER-MEINHOF. Die Freundin von GRUNDMANN, Ingebord BARZ, eine junge Sekretärin, die sich im Dezember 1971 für eine illegale Existenz entschieden hatte, verschwand am 21. Februar 1972 unter mysteriösen Bedingungen.

Wie man gut sehen kann, wird seit dem Sprengstoffanschlag auf das US Army Corp Hauptquartier im IG-Farben-Haus in Frankfurt, am 11. Mai 1972 die Ermittlungstätigkeit  seitens des BKA und des deutschen Geheimdienstes drastisch beschleunigt. Der Anschlag wurde von dem Kommando Petra Schelm durchgeführt, welches aus Andreas BAADER, Gudrun ENSSLIN, Holger MEINS und Jan-Carl RASPE bestand. Der Anschlag verursachte den Tod des Vietnam Veterans Obersts Paul BLOOMQUIST, sowie 1 Mio. DM Schaden. Am 1. Juni werden Andreas BAADER, Jan Carl RASPE und Holger MEINS in Frankfurt verhaftet. Sechs Tage später in Hamburg wird Gudrun ENSLIN verhaftet. Am 9. ist Brigitte MONHAUPT an der Reihe und am 15 Juni in Hannover werden Ulrike MEINHOF und Gerard MÖLLER festgenommen.

Die massive Welle von Verhaftungen verursachte für ZAMBONI – so FIORONI –Besorgnis und Kummer, weil die Gefahr bestand, dass in kürzerer Zeit weitere Festnahme von Angehörigen von terroristischen Organisationen in West Deutschland passieren konnten.

“ZAMBONI hatte keine Zweifel – führt FIORONI fort – dass es Kontakte zwischen Angehörigen der RAF und anderen eversiven westdeutschen  Gruppen mit DDR Agenten gab.

KAPITEL IV

DIE TECHNISCH-STRATEGISCH-OPERATIVE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM PALESTINENSISCHEN WIEDERSTAND: DER TERROR IN EUROPA. DIE ROLLE DES MOSSAD UND DIE KOMPLEXE FIGUR VON CARLOS.

1.  GIULIANA CONFORTO UND DAS SUBVERSIVE NETZWERK AUS VENEZUELA

[…]

a) Die Franzosen  hetzen Carlos – Die Fakten von Rue Touiller 9

[…]

S. 175 – 176

Der Libanese MOUKHARBAL ersetzte Mohammed BOUDIA, nachdem dieser am 28. Juni 1973, in seinem Auto, in Rue des Fosses Saint Bernard in Paris vom MOSSAD in die Luft gesprengt wurde. MOUKHABAL übernahm, im Auftrag von Waadi HADDAD, die in Europa aktiven Strukturen der PFLP (Volksfront für die Befreiung Palestinas). Nach den Ereignissen im Juni 1973 wurde Carlos seine rechte Hand. Der deutsche Wilfred BÖSE und die Südafrikanerin Angela ARMSTRONG gehörten ebenfall zu dieser Zelle. Man muss sagen, dass dank BOUDIA, die palestinensische Gruppe in Paris, Kontakte mit Angehörigen der RAF und mit den übriggebliebenen Angehörigen der Gruppe BAADER-MEINHOF knüpfen konnte.  Es war HADDAD, die nach den berühmten Festnahmen vom 1972 anfing auf BOUDIA Druck auszuüben, eine spektakuläre Aktion in Deutschland zu organisieren, um die Befreiung der Führung der BAADER-MEINHOF Gruppe zu erreichen. Laut David YALLOP zielte der israelische Geheimdienst  auf die Vernichtung des Mannes, den sie damals als Anführer des Schwarzen September in Europa betrachteten.

“Aber sie irrten sich – präzisiert der amerikanische Schriftsteller – Mohammed BOUDIA war eine Schlusselfigur der Gruppe HADDAD. Gegen Mitte des Jahres 1973 hatte BOUDIA eine außergewöhnliche Bandbreite internationaler Mitarbeiter zur Verfügung. Durch die Unterstützung von Wadi HADDAD und  seinen erfahrensten Kameraden, bildete BOUDIA ein palestinensisches Kontaktnetzwerk in ganz Europa, beiderseits des eisernen Vorhangs. Doch das war nur der Anfang. Viel wichtiger waren die Kontakte, die BOUDIA mit weiteren Revolutionären etablieren konnte, einige davon von HADDAD selbst  empfohlen, andere aus den Ausbildungslagern im Nahen Osten. […] Es gab Elemente aus dem Baskenland, Korsika, Irland und der Bretagne. Dabei waren auch die BRIGATE ROSSE, die GRUPPE BAADER-MEINHOF, genau so wie die Bewegung 2. JUNI für West Deutschland, ebenso die japanische Rote Armee und die Türkische Volksbewegung. Einige kämpften für die Unabhängigkeit im eigenen Land, andere um eine politische Position zu behaupten. Einige glaubten an die internationale Revolution und beschuldigten die Palestinenser der Verfolgung nationalistischer Ziele.”

Im Rahmen  der Ermittlungen über das  Massaker von Rue Touiller, fand die DST, unter den Papieren und Unterlagen im Besitz von Michel MOUKHARBAL, den Namen von Petra KRAUSE, zusammen mit den Bezugsadressen ihres Sicherheit-Neztwerkes in der Schweiz.

Diese Einzelheit ist beunruhigend, haupsächlich wenn man bedenkt, dass MOUKHABAL (alias André) mit der Struktur von MOSSAD gleich zu stellen ist.

Der Kontakt mit KRAUSE wurde über einen griechischen Militär hergestellt, der sich Alexis nennen ließ. Daniel VON ARB, mit KRAUSE und Urs STAEDELI in der Schweiz angeklagt, wird vor den schweizerischen Richtern folgendes erklären:

“Dieser André fragte uns, ob wir Sprengstoff hätten und ob wir uns bereit halten könnten, diesen zu liefern”. Das Treffen zwischen Krause und MOUKHABAL fand in der Wohnung der Schweiz-Italienerin statt. “Dann sagte er, – fährt VON ARB fort, zitiert aus dem Gerichtsurteil von Zürich, Seite 53 – dass er viele Verbindungen zu Gruppen der extremen Linken in Europa hätte, und dass er auch für diese Sprengstoff gebraucht könnte …er sagte uns er arbeite für die Palestinenser, für Doktor George HABBASH. “

S. 194

Am 20. März 1992 befehlen Richter in Frankfurt die Verhaftung der ehemaligen RAF Terroristin Monika HAAS  (43). Sie wird, im Rahmen der Flugzeugentführung der Lufthansa Maschine Boeing 737, die in der Blitzaktion von Mogadiscio endete, wegen Begünstigung angeklagt. Die Aufmerksamkeit der deutschen Behörden konzentrierte sich auf HAAS in Folge der Verröffentlichung eines Buches mit dem Titel Die RAF-Stasi Conection, worin HAAS eine Zentrale Rolle innerhalb eines Kontaktnetzwerkes zwischen ROTER ARMEE FRAKTION, Palästinensern und der STASI zufällt. Man hatte auch ein umfangreiches Dossier über HAAS in den Archiven der Geheimpolizei der ehemaligen DDR gefunden. In dem Dossier erfährt man ausserdem, dass HAAS mit dem Anführer von PFLP Wadi HADDAD verheiratet war. In weiteren Unterlagen der STASI wurde HAAS – auf Aussagen von ausgestiegenen RAF Mitgliedern basierend – als Agentin der Bundesdeutschen Gegenspionnage bezeichnet.

[…]

S. 204

WEINRICH wird von der  Kriminalpolizei der BRD für einen der gefährlichsten Terroristen Deutschlands gehalten, gegen ihn wird in Berlin gerichtlich vorgegangen. Die Verhandlung beginnt am 28. Februar 1996. Das Bundesgericht beschuldigt ihn des Bombenanschlags vom 23. August 1983 gegen das französische Kulturzentrum in West Berlin, dem Maison de France: einem blutigen Anschlag, an dem sich internationale Terroristen, aber auch der syrische und der Geheimdienst der ehemaligen DDR  beteiligten. Durch den Anschlag starb ein sechsundzwanzigjähriger Mann, 23 Menschen wurden schwer verletzt.

[…]

Laut den bundesdeutschen Behörden lag die Gefährlichkeit von WEINRICH auch darin, dass er Kontakte zu den Geheimdiesten aus Syrien, Rumänien und Ostdeutschland geknüpft hatte: die STASI hätte zuerst den Sprengstoff, den WEINRICH aus Bukarest mit sich brachte, in Ost Berlin beschlagnahmt, und hätte später den gleichen Sprengstoff durch einen syrischen Diplomaten nach West Berlin bringen lassen. Der syrische Diplomat wurde später deswegen angeklagt.

S. 206

Es ist bestätigt, dass Carlos (Ilich RAMIREZ SANCHEZ Anm. d. Ü.) im Sommer 1975, nach dem Anschlag von Rue Touiller, Frankreich verließ, abgesehen von anderslautenden Meinungen bezüglich seiner Flucht. Während dieser Zeit bestand das von Ilich RAMIREZ SANCHEZ geleitete Einsatzkommando aus drei deutschen: Hans Joachim KLEIN, Wilfred BÖSE und Brigitte KUHLMANN. Am 21 Dezember 1975, an einem Sonntag, führt das Kommando seine spektakulärste Aktion durch, wie immer in Absprache mit Waadi HADDAD: es handelt sich um die Entführung der Ölminister in Wien, während des Opec Gipfels.

[…]

Alles beginnt am 27. Juni (1976 Anm. d. Ü), als die Air France Machine – Flug 139 aus Tel Aviv nach Paris mit seinen 250 Passagieren kurz nach dem Start in Athen samt Besatzung entführt wird. Anführer des Kommandos war BÖSE. Bezüglich der Flugzeugentführung haben wir im vorherigen Kapitel die Zeugenaussage des eingeschleusten Agenten WEINGRABER analysiert, der, im Rahmen eines Verhörs vor dem Untersuchungsrichter Rosario PRIORE im September 1990 behauptete, dank seinen Kontakten zu Oreste STRANO in Mailand, den Flugzeugentführer von Athen getroffen zu haben. (Er aber ordnete  den Vorfall zu Beginn der 70er Jahren ein.) […] In einem Interview mit einem Italienischen Fernsehsender am 20. November 1980, lieferte der ehemaligen Terrorist der Revolutionären Zellen Hans-Joachim KLEIN Informationen bezüglich den internationalen Verbindungen unter terroristischen Gruppen. Er bestätigte das Bestehen der Verbindungen, die auch mehrmals von SISDE betont worden waren. Er berichtete unter anderem über ein Treffen zwischen BÖSE und Angehörigen der BR, welches in einer “gewissen italienischen Stadt” stattgefunden habe. Dem im Flughafen Entebbe (Tel Aviv) neutralisierten Kommando gehörte auch Gabriele KRÖCHER TIEDMANN an.

Hans-Joachim Klein, geboren in Frankfurt am 21. Dezember 1947, Angehöriger des Netzwerkes Revolutionäre Zellen, wurde auf Befehl von HADDAD in das Kommando einberufen.

[…]

S. 211

Wie wir gesehen haben, war Gabriele TIEDMANN – geboren am 18. Mai 1951 und verheiratet mit Norbert KRÖCHER – Teil des Kommandos, das die Vertretung der OPEC in Wien angriff. TIEDMANN und ihr Mann waren beide militante Mitglieder der Bewegung 2. Juni aus Berlin. […] Bevor sie in der Gruppe, die den Opec-Sitz in Wien angriff, eingesetzt wurde, verbrachte sie einige Zeit in einem Ausbildungslager von Wadi HADDAD in Aden, im südlichen Yemen. Dort traf sie nicht nur den Rechtsanwalt  der BAADER-MEINHOF Bande, Anwalt Siegfrid HAAG, sondern auch Carlos, der auf sie, infolge ihrer ausserordentlichen Fähigkeit mit Schusswaffen umzugehen, aufmerksam geworden war. (Der Rechtsanwalt HAAG war seinerseits auf persönlicher sowie operativer Ebene mit Elisabeth VON DICK, die am 4. Mai 1979 in Nürnberg ermordet wurde, verbunden, die in engem Kontakt mit Petra KRAUSE stand. TIEDMANN konnte die Jemenitische Republik(damals unter dem Einfluss der UdSSR), dank ihrer Befreiuung am 4. März 1975,   erreichen. Ihre Befreiung war Teil der Forderung für die Freilassung des Entführten Peter Lorenz, Chef der CDU aus Berlin.

[…]

S.232

Seinerseits verriet BOOK, während der langen Aussage im Gerichssaal, nur zwei von vier Namen des Kommandos das SCHLEYER entführte: seinen eigenen und den von Willy Peter STOLL – geboren am 12 Juni 1950 in Stuttgart. STOLL wurde, von dem mit den Behörden zusammenarbeitenden BR Mitglied Patrizio PECI, als der RAF-Terrorist indentifiziert, der vor der Entführung von MORO oft nach Italien kam, um sich mit Mario MORETTI zu treffen. (STOLL wurde später vor einem Chinarestaurant in Düsseldorf getötet.) In seinem Besitz wurden Unterlagen gefunden, die die Verbindungen zwische RAF und BR bestätigen. Während eines Raubüberfalles im Juli 1977, zusammen mit Knut FOLKERTS (sie stahlen 22 Pistolen), fügten sie Rolf FISCHLEIN, Waffenhändler aus Frankfurt, eine schwere Kopfverletzung zu. FISCHLEIN wurde am 22. April 1981 in Bonn, aufgrund einer Anklage wegen illegalen Waffenhandels nach Südfrika und Latein Amerika verhaftet. Um die Beschreibung der Figur von Willy Peter STOLL zu vervollständigen, muss man anmerken, dass Patrizio PECI folgendes bestätigte: das RAF-Mitglied war mindestens seit dem 1. Oktober 1978 in Verbindung mit Moretti, also seit dem Tag des Zusammenbruchs der Zelle von Via Monte Nevoso. Daraus kann man deutlich erschliessen, dass der Kontakt zwischen einem der Anführer des Entführungskommandos, das den Präsidenten des Deutschen Arbeitgeberverbandes umbrachte, und dem Anführer des Entführungskommandos, das den Präsidenten der Christlichen Demokratischen Partei Italiens ermordete, die Folge einer technischen-operativen Notwendigkeit sein musste.  Für den ehemaligen Abgeordneten der PCI, Sergio FLAMIGNI, unter anderem Autor von verschiedenen Büchern über den Fall MORO und Mitglied der parlamentarischen Kommision MORO und P2, besteht keinen Zweifel, dass der Angriff von Via Fani zur Entführung von Moro, sich auf die von der RAF in der Entführung von SCHLEYER angewendeten operativen Modelle und militär-technische Erfahrungen bezog.

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